Volkstanzgruppe Stainz

Finnland


Von 22. Juli bis 04. August 2017 waren wir unterwegs zur Europeade 2017, einem Volkstanzfestival, das in diesem Jahr in Turku (Finnland) stattfand. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir mit unserem Reisebus Tschechien und Polen, um dann beeindruckt die Landschaft und Geschichte der drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland zu erleben. Wir besichtigten die Städten Klaipeda, Riga und Tallinn, in denen sich in faszinierenden Bauten die Geschichte und Kultur mit deutschen, schwedischen, dänischen und russischen Einflüssen widerspiegelte. Beeindruckend sind in Riga beispielsweise die prachtvollen Backsteinbauten und Jugendstilhäuser; in Klaipeda, einer ehemals preußischen Stadt an der Ostsee, ist durch den riesigen Handelshafen das Tor zur Welt, während in Tallinn, der Hauptstadt Estlands, der Domberg von der wechselhaften Geschichte mit stark skandinavischem Einfluss zeugt.

Von Tallinn ging es mit der Fähre nach Helsinki, wo die vorgelagerten Schäreninseln eine herrliche Begrüßungskulisse im Land der tausend Seen bildeten. Ohne Aufenthalt ging es gleich weiter nach Turku, der ältesten Stadt Finnlands im Südwestendes Landes – dem Hauptziel unserer Reise. Dort fand in diesem Jahr die Europeade, ein Tanzfestival mit weit über 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Europa statt. Dafür standen 19 Schulen für die Unterbringung und Verpflegung zur Verfügung. Zwei Klassenzimmer einer Schule etwas außerhalb der Stadt wurden für fünf Tage unsere Nächtigungsstätten. Obwohl die Europeade schon im Jahr 1964 – also lange vor der Gründung der Europäischen Union – von einigen engagierten Personen zur Vernetzung und zum kulturellen Austausch tanz- und musikbegeisterter Europäer ins Leben gerufen wurde, waren wir in diesem Jahr das erste Mal dabei und waren beeindruckt von der Organisation vor Ort und der Disziplin und Begeisterung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Wir erlebten bemerkenswerte Tanzvorführungen auf der Festivalmeile in der Stadt Turku und im riesigen Gatoradecenter, einem Eishockeystadion, und kamen mit Gleichgesinnten aus allen Teilen Europas ins Gespräch. Gemeinsam mit der Volkstanzgruppe St. Martin im Sulmtal, die für das Festival direkt per Flugzeug angereist ist, vertraten wir mit dem „Ausseer Steirischen“ am Eröffnungsabend die Steiermark bzw. Österreich. Auch wenn wir zur Parade durch die Stadt mit allen rund 300 Tanzgruppen fast zu spät kamen, erlebten wir eindrucksvolle, sonnige Tage mit viel Spaß, Tanz und Musik. Unter anderem erfuhren wir hautnah, was es mit einem typisch finnischen Rauch-Saunagang auf sich hat, oder wie ein Weltrekordversuch mit 30.000 Personen, die gleichzeitig „Humpa“ tanzen, glückt. Bevor es mit der Nachtfähre weiter nach Stockholm ging, hatten wir noch Gelegenheit, Helsinki bei einer Stadtführung näher kennen zu lernen. Neben einem Wikingerdorf im Freilichtmuseum, dem Sibelius-Monument – einer Art Orgel aus Stahlrohren – behalten wir vor allem die Felsenkirche in Erinnerung: eine unterirdische, in Granitgrund gesprengte Kirche mit hervorragender Akustik.

Ein Buffet wie auf einem Kreuzfahrtschiff erwartete uns auf der Nachtfähre nach Stockholm. Am Morgen vor der Ankunft in Schweden bekamen wir einen imposanten Küstenabschnitt mit unzähligen vorgelagerten Inseln – unbewohnt oder mit den typischen roten Holzhäusern – zu Gesicht. Leider blieb für Schweden kaum Zeit, um rechtzeitig die Abendfähre nach Travemünde zu erwischen. Nach einer weiteren Nacht in Schiffskabinen war unser nächstes Ziel die Hansestadt Hamburg mit 1,8 Mio. Einwohnern, wo wir in einer Ganztagesführung viele Geschichten zu hören bekamen: Über die Landungsbrücken,die Reeperbahn, die Michaelskirche, die Villen an der Innenalster, den G20-Gipfel 2017, der von massiven Ausschreitungen begleitet war, den Fischmarkt, der Nobelgegend Blankenese und der Schiffsbegrüßungsanlage in Wedel, an der seit 1952 jedes Schiff mit der jeweiligen Nationalhymne und Nennung der Schiffsdaten begrüßt wird. Nach Fischsnacks ging es zum Containerhafen in der Speicherstadt, wo wir eine Hafenrundfahrt in einer Barkasse auf der Elbe erleben durften. Zum Abschluss stand die Besichtigung der Elbphilharmonie auf dem Programm, deren Baukosten sich im Laufe der Zeit verzehnfacht haben und die im Vorjahr als Konzerthaus und Touristenmagnet eröffnet wurde. Am nächsten Tag erreichten wir nach einigen Stunden Fahrtzeit bei hochsommerlichen Temperaturen die letzte Station: die Universitätsstadt Fulda, bekannt auch durch ihren Bischofssitz. Fulda ist eine wunderschöne, gepflegte Stadt, mit vielen Fachwerkhäusern, einem imposanten Dom und einladenden Plätzen und Kaffeehäusern.

Nach rund 5.000 zurückgelegten Buskilometern, vielen prägenden Eindrücken und nachhaltigen Erinnerungen ist die Stainzer Truppe wieder wohlbehalten in der Heimat angekommen. Danken möchten wir unserem Obmann Peter Nöhrer für die kompetente Gesamtleitung, dem Reise- und Busunternehmem Gerngroß für die Reiseplanung und -organisation, dem Chauffeur Andi für seine Ruhe und Ausdauer, der Jugend, dass sie sich vorbildlich ins VTG-Reiseleben eingebracht hat, allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die Rücksichtnahme auf oftmals engem Raum, der Familie Klug-Voltl, und Roland Friedrich für die mitgeschickten Schnäpse, die keine Magenverstimmungen aufkommen ließen und Frau Gaisberger für die Kokoskuppeln, die den kargen Reiseproviant mit Trockenwurst und Knäckebrot versüßten. Außerdem bedanken wir uns bei der Apotheke Stainz, die uns mit einer kostenlosen Reiseapotheke ausgestattet hatte.


Teilnehmer der VTG Stainz bei der Europeade 2017 in Turku